FDP-Fraktion und Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit würdigen Lebensleitung von Hildegard Hamm-Brücher
Am 11. Mai 2021 wäre Hildegard Hamm-Brücher, die "Grande Dame des Liberalismus", 100 Jahre alt geworden. Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung würdigte der FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag gemeinsam mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit ihre Lebensleistung als Kommunal-, Landes- und Bundespolitikerin. Im Mittelpunkt der Diskussionsrunde stand dabei Hamm-Brüchers Bildungspolitik.

Die frühere Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger würdigte Hildegard Hamm-Brücher als wirkungsmächtige und wortgewaltigen Grande Dame der Liberalen. "Ihr Credo von Anfang an war: Nicht nur mit der Macht kann man Dinge verändern, sondern auch mit dem Wort, der eigenen Einstellung und mit Haltung", erinnerte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Haltung, Überzeugung und Prinzipien seien Hamm-Brüchers Stärken gewesen. "Da war sie schon immer Vorbild, und ist es bis heute geblieben."
FDP-Fraktionschef Martin Hagen erinnerte daran, dass vor allem das Thema Bildungsgerechtigkeit, das Hamm-Brücher Zeit ihres Lebens immer ein persönliches Herzensanliegen war, heute aktueller sei denn je. Nach wie vor hänge der Bildungserfolg in Bayern viel zu stark von der sozialen Herkunft ab. "Eine Bertelsmann-Studie hat vor einigen Jahren ermittelt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind das Gymnasium besucht, in Bayern für Kinder aus sozial hochstehenden Familien um den Faktor 6,5 höher ist, als für Kinder aus sozial niedrigeren – die höchste Abhängigkeit von der sozialen Herkunft aller Bundesländer", so Hagen. Die Herausforderungen seien, was die Bildungs- und Chancengerechtigkeit betreffe, seitdem nicht kleiner geworden. Die desaströsen Fehlentscheidungen der bayerischen Staatsregierung in der Corona-Krise hätten diese Misere verschärft.(jbz)

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Julika Sandt hob Hamm-Brüchers Einsatz für ein liberales und gerechtes Bildungssystem hervor. "Die frühkindliche Bildung war eines ihrer wichtigsten beruflichen Anliegen. Sie hat als eine der ersten erkannt, wie wichtig die Stärkung der Vorschulerziehung ist. Dass Kinder frühzeitig die Grundlagen für den weiteren Bildungsweg erhalten und entsprechend in ihrer Persönlichkeit gestärkt werden."
Landtagspräsidentin Ilse Aigner machte darauf aufmerksam, dass sich Hamm-Brücher neben der Bildungsgerechtigkeit auch den Themen Demokratiebildung und Frauenförderung verschrieben habe. Der Frauenanteil sei in der gesamten Politik ausbaufähig, aber lohnenswert. Schließlich würden wissenschaftliche Studien belegen, dass gemischte Teams besser arbeiten würden. "Es ist also eine immerwährende und immer lohnende Aufgabe, gerade auch junge Frauen zur politischen Mitarbeit zu motivieren", so Aigner.
Der Präsident der Thomas-Dehler-Stiftung, der FDP-Bundestagsabgeordnete Thomas Hacker, dankte den Teilnehmern der Podiumsdiskussion für spannenden 90 Minuten. Es sei noch einmal deutlich geworden, dass alle Themen, die Hamm-Brücher in ihrem langen Leben oft als Vorkämpferin angestoßen habe, noch nicht erledigt wurden. Diese Themen seien aktuell wie nie. Zudem seien noch einmal die prägendsten Eigenschaften Hamm-Brüchers deutlich geworden. "Mut, Beherztheit und Glaubwürdigkeit, das alles zeichnete Hildegard Hamm-Brücher aus", so Hacker.
Die Gedenkveranstaltung "Bildungspolitik ist eine Mutfrage - Zum 100. Geburtstag von Hildegard Hamm-Brücher" im Video: