FDP-Fraktion will Karrierechancen für Frauen an Bayerns Hochschulen forcieren
Um die Benachteiligung von Frauen in Bayerns Hochschulen zu beseitigen, hat die FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag das Antragspaket "Gleichstellung im Hochschulsystem" erarbeitet. Es sieht unter anderem gezielte Förderungen, familienfreundlichere Arbeitsbedingungen und Professurenvergabe im Kaskadenmodell vor – verzichtet aber bewusst auf die Einführung einer Frauenquote.
Dr. Wolfgang Heubisch und Julika Sandt beantworten auf der Pressekonferenz die Fragen der Medien
"Wir streben keine Quote von 50 Prozent an", hob der wissenschaftspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion Dr. Wolfgang Heubisch auf der Pressekonferenz in München hervor und fügte hinzu: "Das wollen wir nicht." Die frauenpolitische Sprecherin der Fraktion Julika Sandt betonte: Zwar gebe es theoretisch überall die gleichen Chancen für Frauen, faktisch gebe es aber "riesige Unterschiede". Die bayerische Staatsregierung habe es an den Hochschulen versäumt, entscheidende Weichen für die Zukunft zu stellen.
In Gesprächen mit jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat die FDP-Fraktion Lösungsansätze erarbeitet, um diese mit Empfehlungen aus dem Wissenschaftsrat sowie den Bewerbungen der Exzellenzinitiative zu kombinieren. "Entstanden ist ein einzigartiges Paket voller praktisch umsetzbarer Maßnahmen, die sofort wirken können", betonte Heubisch und fügte hinzu: "Im Rennen um die besten Köpfe können wir es uns nicht leisten, das eine oder andere Geschlecht zu benachteiligen."
"Zuerst entscheidet Qualifikation, erst dann die Kaskade"
Daher spricht sich der ehemalige bayerische Wissenschaftsminister für die Einführung des Kaskadenmodells aus. Dieses definiert Ziele für den Frauenanteil einer jeden wissenschaftlichen Karrierestufe entsprechend des vorhandenen Anteils der Frauen auf der direkt darunter liegenden Qualifizierungsstufe. Das bedeutet praktisch, dass in einem Studiengang, in dem besonders viele Frauen eingeschrieben sind, sich bis hin zu den Professuren auch der Anteil von Frauen sukzessive erhöht. In Nordrhein-Westfalen gibt es die Regelung bereits seit 2014. "Zuerst entscheidet Qualifikation, erst dann die Kaskade", sagte Heubisch.
Wie groß der Bedarf ist, belegen die Zahlen an Bayerns Hochschulen. Nicht einmal ein Fünftel der Professuren an den Universitäten ist mit Frauen besetzt, obwohl die Hälfte der Studierenden weiblich ist.
Die Benachteiligung von Frauen ist nach Aussage von Fraktionsvize Sandt nicht nur zu deren persönlichen Nachteil. Auch Bayern als Land und die Wissenschaft könne es sich nicht leisten, auf das Potenzial zu verzichten. Wie hoch es sei, zeige, dass Frauen im Vergleich bessere Abitur-Abschlüsse hätten. Dass sich in den Hochschulen aber auf den Karriereposten plötzlich mehrheitlich Männer wiederfänden, belege eindeutig, dass das Karrieresystem nicht leistungsorientiert sei.
Das Antragspaket "Gleichstellung im Hochschulsystem erreichen" finden Sie hier.