Tierschutzrecht in der Nutztierhaltung effizient umsetzen II - Digitale Kontrolle der Tiergesundheit
Antrag der Abgeordneten Martin Hagen, Christoph Skutella, Julika Sandt, Alexander Muthmann, Matthias Fischbach und Fraktion (FDP)
Der Landtag wolle beschließen:
Die Staatsregierung wird aufgefordert, zeitnah zu prüfen und im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu berichten, inwiefern die Digitalisierung zur Verbesserung des Tierwohls in der Nutztierhaltung beitragen kann, vor allem wie dezentrale digitale Anwendungen des „Smart Livestock Farming“ für die tierindividuelle Gesundheitskontrolle in der Milchviehhaltung genutzt werden können.
Begründung:
Mit 1,1 Mio Milchkühen, die von etwa 30.500 landwirtschaftlichen Betrieben gehalten werden, ist die Milcherzeugung eine wichtige Säule der Bayerischen Agrarwirtschaft. Viele landwirtschaftliche Betriebe in Bayern sind neuen Technologien gegenüber sehr aufgeschlossen. In der Milchviehhaltung gibt es bereits zahlreiche Möglichkeiten digitale Anwendungen ein zu setzen. Diese Anwendungen werden als „Smart Livestock farming“ bezeichnet und haben Potential, das Monitoring der Tiergesundheit in der Milchviehhaltung zu verbessern. Mit Hilfe von Sensortechnik ist die Sammlung, Kontrolle und Analyse von Gesundheitsdaten und auch die frühzeitige Erkennung von Krankheiten möglich. Die digitalen Anwendungen sollen den landwirtschaftlichen Unternehmen zur Optimierung des Herdenmanagements und Verbesserung der Kontrolle der Tiergesundheit dienen.
Mit sogenannten intelligenten Ohrmarken oder Pansen-Boli können Parameter des Einzeltieres (Aufenthaltsort, Temperatur, Bewegungsaktivität, Häufigkeit der Wasser – und Futteraufnahme) digital erfasst werden, um damit z.B. den optimalen Besamungszeitpunkt zu bestimmen, Trächtigkeit und Geburt zu überwachen und frühzeitig Krankheiten zu erkennen. Diese Daten der Einzeltiere in der Herde können dann in einer Herdenmanagement Software zusammengeführt werden. Laut der Studie „Digitalisierung in Land- und Ernährungswirtschaft“, die 2017 im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft erstellt wurde, ermöglicht die Digitalisierung eine Versachlichung der Diskussion um Tierwohl, da sich nach Meinung der Autoren die Chance bieten würde durch z.B. Sensortechnik auf Fakten basierende Aussagen über die Tiergesundheit einer Milchviehherde treffen zu können, unabhängig von der Größe des Stalls oder Betriebs. Die Studie besagt auch, daß sich für die bayerische Landwirtschaft vor allem kleinteilige digitale Anwendungen eignen würden, die den Strukturen und Ressourcen der überwiegend kleinen landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern Rechnung tragen. Dazu zählen unter anderem digitale Lösungen im Bereich Betriebsmanagement und „Precision Livestock farming“. Jedoch sei die Digitalisierung von Prozessen nur sinnvoll, wenn es möglich ist, Daten mit geringem Aufwand zu vereinen und be- bzw. auswerten zu können. Dabei müssten technische Schnittstellen und Zugriffsrechte auf integrierte Daten zur Tierhaltung geklärt werden, die zu einem staatlich anerkannten Tierwohlmonitoring beitragen können. Eine wichtige Voraussetzung für die digitale Transformation in der Landwirtschaft sei zudem eine leistungsfähige digitale Infrastruktur im ländlichen Raum, sowohl im Breitband- als auch im Mobilfunknetz.