Ukrainische Schüler nicht verwahren - Brückenklassen möglichst bald auflösen

Wie können wir geflüchtete ukrainische Kinder und Jugendliche integrieren? Welche Angebote brauchen sie und wie müssen wir mit ihnen langfristig umgehen? Um diese Fragen zu beantworten, fand auf FDP-Initiative eine Expertenanhörung im Bayerischen Landtag statt. Das Ergebnis ist niederschmetternd.

Kinder

Die von der FDP-Fraktion initiierte Anhörung „Schulangebote für geflüchtete Kinder und Jugendliche“ hat viele Schwachstellen bei den Angeboten für ukrainische Flüchtlinge ans Licht gebracht. Zirka 830 Brückenklassen für die weiterführenden Schulen wurden bayernweit für ukrainische Geflüchtete errichtet. Rund 12.000 Schülerinnen und Schüler werden dort aktuell beschult. In der Anhörung wurde deutlich, dass Brückenklassen mit großen Motivationsproblemen kämpfen – insbesondere beim Spracherwerb.

Anders als in den Deutschklassen für Flüchtlinge und Migranten aus anderen Herkunftsländern gelingt die Vermittlung der deutschen Sprache nur schwer. Von Seiten der geladenen Experten fielen deshalb auch die Erwartungen, bezüglich des Übertritts in den Regelunterricht sehr verhalten aus: Einem Großteil wird es auch im nächsten Jahr noch nicht gelingen, an einer Mittel- oder Realschule oder gar einem Gymnasium Fuß zu fassen.

„So kann es nicht weitergehen", sagt Matthias Fischbach, bildungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. "Mit der kultusministeriellen Schlussfolgerung, man müsse die Brückenklassen dann halt einfach verlängern, werden wir aber niemandem helfen." Es brauche jetzt eine wissenschaftliche Evaluation und eine grundlegende Neuaufstellung der Integrationsangebote zum neuen Schuljahr.

Die Brückenklassen dürften nicht einfach als Verwahrklassen fortgeführt werden, so Fischbach weiter. Das übergeordnete Ziel, den ukrainischen Schülerinnen und Schülern schnellstmöglich den Wechsel in die Regelklassen und somit eine erfolgreiche Schullaufbahn in Bayern und eine gute Integration in die Gesellschaft zu ermöglichen, sollte nachdrücklicher verfolgt werden. "Wo es organisatorisch möglich ist, soll eine direkte Überführung in inklusivere Angebote angestrebt werden. Spätestens zum Schuljahr 2024/2025 sollen die Brückenklassen aufgelöst sein. Der Austausch mit den Mitschülern muss vor Ort gezielt gefördert werden."

Die Idee der Landtagsliberalen ist: Das Angebot der Brückenklassen mündet spätestens zum Schuljahr 2024/2025 vollständig in bestehende integrative Schulangebote. Die bestehenden Angebote sollen bedarfsorientiert konzeptionell, finanziell sowie personell angepasst und ausgestattet werden.

"Die personelle und auch digitale Ausstattung der aufnehmenden Schulen muss dringend verbessert werden. Es braucht multiprofessionelle Unterstützung durch Psychologen und Sozialpädagogen sowie ein tragfähiges Konzept für den Umgang mit Kriegstraumata. Es ist aber gut, dass uns die Anhörung die Probleme so klar erkennbar gemacht hat", erklärt der Bildungspolitiker.